Kathrin Demuth
Kat. Berge. Hurra!
Wir machen Urlaub - der Gatte (Tobi, diesen Monat noch zarte 39), Ida (8), Tom (3), Dieter (unser Schäferhundmix im Rentneralter) und ich, Kathrin (knapp über 40). Das Besondere daran: Der Mann liebt die Berge, seine Augen leuchten, wenn er auf der Autobahn hinter Ulm schon die ersten Anhöhen am Horizont sieht. Ich zucke dann immer etwas zusammen.
Meerfan. Plattlandfreundin. Mit Grauen erfüllt beim Gedanken an die Schluchten, die meine Kinder runterpurzeln könnten. Sich in den Himmel schraubende Serpentinen am Rande des Todes, auf denen es keine Wendemöglichkeit gibt - Zielpunkt Berghütte. Immerhin mit Kaiserschmarrn. Doch die schlotternden Knie bleiben. Im nächsten Leben klappt das bei mir vielleicht besser.
So gestalten sich unsere anderthalb Wochen in der zünftigen Unterkunft auf dem Gelände eines Familienhotels so, dass der Mann sich alle drei Tage fröhlich in die Moschine-Unterwäsche schmeißt, um einen Berg zu erklettern, wir drumherum kleine Ausflüge für Kleinkinder und Touristinnen mit dünnem Nervenkostüm (Picknick im Grünen, Swarovski-Kristallwelt, Schwimmengehen - you name it!) machen oder während zuverlässiger Betreuungszeiten im Kinderclub (im "Häppicäp", wie Tom sagt) einfach schlafen, lesen, essen, niiiiichts tun. Kaffee trinken vielleicht noch. Fertig.
Ist es ein Frevel, offensichtlich malerischen Gegenden mit großer Gastfreundlichkeit und wunderbarem Actionpotential (in Sölden ist auf gut 3.000 Metern Höhe ein Drehort nebst Museum des Blockbusters "James Bond - Spectre" zu bestaunen - eine tolle Gelegenheit) nicht zugetan zu sein? Urlaub mit der Familie ist ein Privileg. Und es ist genauso eines, sich zurückzulehnen und bei sich bleiben zu dürfen. Mann und Kids sind zufrieden - und ich beschließe, mir keinen Druck zu machen. Sonne, Balkon, ein schlafender Rentnerhund zu meinen Füßen, eine Aussicht wie auf einem Gemälde, unterlegt von Vogelgezwitscher. Reicht - guat is´!
